Jüdische Weintradition in Guntersblum
Stolpersteingruppe holt Ausstellung ins Rathaus
Weinbau und Judentum: in Guntersblum gehörten beide zusammen. Die Weinhandlung von Moritz und Ludwig Hertz im "Homburger Hof", die "Rheinweinkellerei" von Eva und Simon Mayer in der Hauptstraße, der Winzer und Weinhändler Albert Vogel mit seinem Weinkeller am Julianenbrunnen oder David Rüb und mehrere andere Guntersblumer Juden mit eigenen Weinbergen, sie alle zählten ganz selbstverständlich zur Weinbaugemeinde Guntersblum. Der Nationalsozialismus änderte alles. In der Pogromnacht am 10. November 1938 verwüsteten Nazis das Weinlager der Vogels, veranstalteten in Rübs Weinkeller ein Saufgelage, auf dem Platz vor der "Krone" - vor dem heutigen "Bistro Christo" - loderten die Flammen: die Täter verbrannten Geschäftsbücher und Schuldnerbelege des Weinkommissionärs Eugen Wolf, und das Dorf sah zu. Wenige Jahre später wurden Eugen Wolf und seine Familie deportiert - die Tochter Marianne war mit neun Jahren das jüngste Guntersblumer Opfer der Nationalsozialisten. Moritz Hertz und seine Frau wurden in Auschwitz ermordet, Eva Mayer im Alter von 75 Jahren in Theresienstadt, Albert Vogel und seine Frau in Treblinka.
Um zu erinnern an die bis zum "Dritten Reich" lebendige Tradition des jüdischen Weinbaus und Weinhandels in Guntersblum sowie an sein jähes Ende ist es der Stolpersteingruppe gelungen, nach Stationen in Worms, Mainz und Speyer die Ausstellung "Besehn wir, ob der Rebstock treibt...! Weinbau im Judentum - Traditionen und Genuss" nach Guntersblum zu holen. Was unterscheidet koscheren von nichtkoscherem Wein? Was steht in Thora und Talmud, dem Hohelied und den Psalmen zu Wein und Weinbau? Die Ausstellung beantwortet diese und weitere Fragen zum Thema "Wein und Judentum". |
Flyer zur Ausstellung (PDF) - zum Herunterladen hier klicken