Wie alles begann
Der 2015 verstorbene Guntersblumer Bürgermeister Reiner Schmitt hatte schon längere Zeit den Wunsch, in Guntersblum Stolpersteine zu verlegen. Im Februar 2010 gab es dann einen mehrheitlichen Beschluss des Gemeinderates und die „Projektgruppe Stolpersteine Guntersblum“ wurde mit den Mitgliedern Melitta Bender, Walter Reineck, Fred Trumpler und dem ehemaligen evangelischen Pfarrer Guntersblums Herrn Dieter Michaelis gegründet.
Die Recherchen zu den Guntersblumer Holocaust-Opfern konnten nun beginnen. Die Arbeitsgruppe hatte einen großen Vorteil: Dieter Michaelis hatte seit 1993 die im Pfarramt archivierten Dokumente der jüdischen Gemeinde gesichtet, durch Befragungen von Zeitzeugen, Recherchen im Gemeindearchiv, dem Landesarchiv in Speyer sowie durch Kontakte mit Nachkommen der ehemaligen jüdischen Mitbürger vervollständigt und ausgewertet. Die Ergebnisse fasste er in dem Buch „Die jüdische Gemeinde Guntersblum - Von den Anfängen bis zur Vernichtung durch den Nationalsozialismus“ zusammen. Das Buch erschien 1998 zur 1100-Jahr-Feier Guntersblums.
Bereits im Jahr 1997 wurde ebenfalls auf Initiative von Dieter Michaelis eine durch Spenden finanzierte Gedenktafel für die damals bekannten Opfer an der ehem. Judenschule angebracht.
Die Projektgruppe konnte auf den umfangreichen Recherchen von Herrn Michaelis aufbauen, sie ergänzen, aktualisieren und so die Verlegung der Stolpersteine vorbereiten. Weitere wertvolle Unterstützung erhielt und erhält die Gruppe bis heute von Herrn Volker Sonneck, der aus seinem umfangreichen Archiv viele Informationen, Tipps und Anregungen beisteuerte.
Nach einem Jahr intensiver Forschungsarbeiten in dem Gedenkbuch des Bundesarchivs, dem Internet, zum Teil deutschlandweit in Geburts-, Heirats- und Sterberegistern, sowie etlichen Stunden im Landesarchiv Speyer konnten durch den Kölner Künstler Gunter Demnig am 2. April 2011 in Guntersblum an 11 Stellen 23 Stolpersteine verlegt werden.
Einer dieser Stolpersteine gedenkt eines nichtjüdischen Guntersblumer Bürgers, der 1944 wegen sog. „staatsfeindlicher Hetze“ verhaftet, Anfang Dezember nach Buchenwald deportiert und dort am 14.03.1945 ermordet wurde.
Unterstützt von Reiner Schmitt und dem Kulturverein wurde zur Verlegung im Rahmen der „Guntersblumer Blätter“ eine Broschüre mit dem Titel „Stolpersteine in Guntersblum“ herausgegeben, in der die einzelnen Schicksale dargestellt werden. Neben diesen Darstellungen sind außerdem Kurzinformationen zum Schicksal weiterer in Guntersblum geborener Bürgerinnen und Bürgern jüdischen Glaubens, welche 1933 nicht mehr in Guntersblum gelebt haben, Bildern aus der Zeit, ausgewählte Zeitungsartikel aus den Jahren 1929-1939 sowie Berichte von Zeitzeugen in der Broschüre enthalten.
Bedingt durch die intensive Zusammenarbeit mit dem Kulturverein zählen mittlerweile mit Albert Hillesheim und Ulrike Laubenheimer, zwei Mitglieder des Kulturvereins, als feste Bestandteile zur Stolpersteingruppe.
Gedenkfeier im Dorfgemeinschaftshaus am 1. April 2011
anlässlich der Verlegung der Stolpersteine in Guntersblum
Verlegung der Stolpersteine in Guntersblum am 2. April 2011
durch Gunter Demnig