Erinnerung wachhalten -
Gedenkveranstaltung und
Ausstellungseröffnung


9. November 2025 - 16 Uhr
im Rathaus Guntersblum

 

Trotz strömenden Regens fanden sich am Nachmittag des 9. November 2025 etwa 35 Besucherinnen und Besucher im Rathaus Guntersblum ein. Eingeladen hatte die Stolpersteingruppe Guntersblum, die seit vielen Jahren das Schicksal jüdischer Bürgerinnen und Bürger in Erinnerung ruft, die während der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, entrechtet und ermordet wurden.

Anlass der Veranstaltung war der Jahrestag der Novemberpogrome von 1938, die eine weitere Steigerung der offenen Gewalt gegen Menschen jüdischen Glaubens im gesamten Deutschen Reich markierten.

Im Rahmen der Gedenkstunde wurde die Ausstellung „Für jeden sichtbar! Wie war der Holocaust auch bei uns in Rheinhessen möglich? Von Täterschaft, Mitläufertum und Widerstand“ eröffnet. Sie dokumentiert mit zahlreichen Fotos, Dokumenten und Zeitzeugenberichten, wie sich die nationalsozialistische Verfolgung auch in rheinland-pfälzischen Gemeinden zeigte – und verdeutlicht, dass die Schrecken der Zeit nicht nur in den großen Städten, sondern auch in kleinen Orten wie Guntersblum ihre Spuren hinterließen. Die Ausstellung wurde von der Gedenkstätte Osthofen zusammengestellt und der Stolpersteingruppe für die lokale Präsentation überlassen.

Die Ortsbürgermeisterin Dorothee Hientzsch begrüßte die Anwesenden herzlich und dankte der Stolpersteingruppe für ihr kontinuierliches Engagement. In ihrer anschließenden Ansprache erläuterten Vertreterinnen und Vertreter der Gruppe die Hintergründe und die Motivation ihrer Arbeit. Eine kurze Darstellung der Entstehungsgeschichte sowie der Beweggründe der Projektgruppe Stolpersteingruppe Guntersblum leitete die Einführung in die Ausstellung ein.

Ziel der Arbeit sei es, die Erinnerung an die Opfer wachzuhalten und die Ereignisse von damals in das Bewusstsein der heutigen Generation zu rücken. „Wir wollen zeigen, dass Geschichte nicht irgendwo weit entfernt geschehen ist, sondern hier, mitten in unserem Ort“, betonte ein Mitglied der Gruppe.

Ein besonderer Schwerpunkt der Ansprache lag auf den Ereignissen des 10. November 1938 in Guntersblum, als es zu einem sogenannten Schandmarsch kam. Damals wurden sechs jüdische Mitbürger gezwungen, durch den Ort zu marschieren, während sie öffentlich verspottet und erniedrigt wurden. „Das war kein fernes Unrecht – das war hier, vor den Augen vieler Menschen“, erinnerte die Sprecherin eindringlich. Auch die Zahl der Opfer, die aus Guntersblum deportiert oder ermordet wurden, wurde genannt – eine erschütternde Mahnung an das Ausmaß der nationalsozialistischen Gewalt.

Das Publikum folgte den Ausführungen mit großem Interesse und sichtlicher Betroffenheit. Viele nutzten im Anschluss die Gelegenheit, die Ausstellung in Ruhe zu besichtigen, miteinander ins Gespräch zu kommen und über die Bedeutung des Erinnerns zu reflektieren.

Trotz des widrigen Wetters herrschte eine eindrucksvolle, respektvolle Atmosphäre. Die Veranstaltung machte deutlich, wie wichtig das Engagement der Stolpersteingruppe ist, um die Erinnerung an die Opfer lebendig zu halten und zugleich ein deutliches Zeichen gegen Vergessen, Antisemitismus und Ausgrenzung in der Gegenwart zu setzen.

 

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