Der jüdische Friedhof in Guntersblum

herausgegeben von
Dieter Michaelis
Jutta Hager-Latz
und dem
Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz

1. Auflage 2002
zweisprachig Deutsch-Englisch
221 Seiten

 

 

Vorwort der Verfasser

Das wichtigste noch erhaltene Zeugnis der einst so lebendigen jüdischen Gemeinde Guntersblum ist ihr Friedhof. Ihn zu erforschen und zu dokumentieren, seine Inschriften zum Sprechen zu bringen, seine Grabmonumente von Guntersblums Geschichte erzählen zu lassen, waren uns Auftrag und Herausforderung. Fotos und Beschreibungen der Grabsteine sollten auch künftigen Betrachtern Einblick in diese einmalige Geschichtsquelle Guntersblums geben, wenn der "Zahn der Zeit" auf diese oder jene Weise sein heute schon überall sichtbares Werk so weit fortgesetzt haben wird, dass Stein und Schrift zerfallen sind.

Die Aufgabe war nicht einfach und nur mit vereinten Kräften lösbar. Dies waren die einzelnen Schritte unserer Arbeit:

  • Zeichnen eines Friedhofsplanes und Markierung aller 72 Grabsteine auf dem Plan.
  • Fotografische Dokumentation aller Steine, zum Teil mehrfach, Vorder- und Rückseite, auch Detailaufnahmen, um die Lesbarkeit aller Inschriften sicherzustellen.
  • Abschrift der hebräischen Inschriften von den Fotos mit hebräischer Schreibmaschine.
  • Englische und deutsche Übersetzung der Inschriften.
  • Kommentieren der hebräischen Inschriften.
  • Vergleichen sämtlicher Personendaten der Steine mit den Daten in den entsprechenden Personenstandsregistern der Gemeinde Guntersblum.
  • Bestimmung der Sterbedaten auf den Grabsteinen als Grundlage zu deren fortlaufender Nummerierung.
  • Auswahl der für dieses Buch zu fotografierenden Steine.
  • Herstellen der Fotos durch einen Fachmann.
  • Vermessen aller Steine.
  • Geologische Beschreibung des Materials.
  • Beschreibung der Steine.
  • Endgültige Kartierung des Friedhofs und der Steine.
  • Übersetzung des Buches ins Englische.
  • Layout.

Das Buch ist zweisprachig, denn die aus Guntersblum vertriebene Gemeinde lebt weiter in den Emigranten der 30er Jahre, ihren Kindern und Kindeskindern. Sie wohnen vorwiegend im Englisch sprechenden Ausland. Eine Ausnahme bilden die auf dem Titel abgebildeten Eheleute Günter und Hilde Hahn aus Sao Paulo, Brasilien.

Hilde Hahn, geb. Oppenheimer steht vor dem Grab ihrer Großeltern Sigmund und Mathilde Oppenheimer (Grab 57), am 4. Oktober 2000. Günter Hahn (Emigrant aus Breslau) mit Tochter und Schwiegersohn hatten Hilde begleitet. Mit ihnen waren seit dem 26. Oktober 1997 insgesamt 52 ehemalige Guntersblumer Juden oder deren Nachkommen nach Guntersblum gereist. Der Friedhof galt den meisten von ihnen als wichtigstes Ziel. Sie alle mögen sich durch das Titelbild vertreten fühlen

Manch kleiner Stein auf dem einen oder anderen Grabmal zeugt von den Besuchen. In erster Linie ihr, der verstreuten jüdischen Gemeinde Guntersblum, ist dieses Buch gewidmet.

Das Buch entstand mit Unterstützung des Landesamtes für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz und seinem Referenten Dr. Joachim Glatz.

Allen, die an diesem Buch mitgewirkt haben, gilt unser herzlicher Dank!

Dieter Michaelis
Jutta Hager-Latz