"Oma, erzähl doch mal von früher!"

Wie Zeitzeugen erinnern - und vergessen 



Den Menschen prägt die Summe seiner Erfahrungen - all dessen, was er im Laufe seines Lebens erlebt, erinnert, und auch, was er wieder vergessen hat. In den Erzählungen, zum Beispiel der Großeltern, wird die Vergangenheit wieder lebendig.

 

Aber: ist das, was die Großeltern erzählen, wirklich so passiert? Oder wie sehr konstruiert die Erinnerung die erinnerten Ausschnitte der Wirklichkeit? Und welche Faktoren spielen dabei eine Rolle?

 

Die wissenschaftliche Disziplin der "Oral History" beschäftigt sich mit Verfahren, Chancen und Problemen der Befragung von Zeitzeugen.

 

Einen Abend lang möchten die Stolpersteingruppe Guntersblum und das Museum der Verbandsgemeinde Eich im Gimbsheimer Storchenschulhaus über dieses Thema informieren und laden ein zu dem Vortrag:

 

 

"Erfahrung kommunizieren – dokumentieren – medialisieren.
Entwicklungen und Perspektiven der Oral History."

VG-Museum im Gimbsheimer Storchenschulhaus, Hauptstraße 10

Dienstag, 10.5.2016, Beginn: 19:30 Uhr. 

 

Referentin ist die Mainzer Kulturanthropologin Sarah Scholl-Schneider, eine Expertin auf dem Gebiet der "Oral History": "Ich möchte Sie bitten, mir Ihre Lebensgeschichte zu erzählen“. Mit dieser Frage beginnen meist intensive Stunden, in denen Erinnerung und Erfahrung eines Zeitzeugen im Vordergrund stehen. Einfluss auf das, was dabei letztlich als Interview herauskommt, haben jedoch neben den an die Erinnernden herangetragenen Fragen zahlreiche weitere Aspekte. Der Vortrag bietet einen lebendigen, durchaus auch kritischen Einblick in Theorie und Praxis der Oral History, die durch die rasante Entwicklung der Medientechnologien heute vor ganz anderen Herausforderungen steht als in ihren nicht immer einfachen Anfängen. 

Sarah Scholl-Schneider ist Juniorprofessorin für Kulturanthropologie/Volkskunde am Institut für Film-, Theater- und empirische Kulturwissenschaft der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Sie leitete zahlreiche Oral History-Projekte, so etwa zu sudetendeutschen Vertriebenen, zum Eisernen Vorhang sowie zu regionalen Themen, unter anderem zu rheinhessischen Ortsgeschichten. 

 


Kulturanthropologin Sarah Scholl-Schneider

 


Artikel aus der Allgemeinen Zeitung, Landskrone vom 14. Mai 2016 - hier klicken